Automatisierungen im Versandbereich sorgen bei allcop für reibungslose Prozesse

Zwei Logistiksysteme die keine wünsche offen lassen

Im beschaulichen Lindenberg im Allgäu (Deutschland) sitzt mit allcop, einer der drei größten Fotofinisher Deutschlands und hat es hier täglich mit einer Vielzahl an unterschiedlichsten Briefen und Paketen im B2B- und auch im B2C-Bereich aufzunehmen. Über die Jahre hat sich daher auch der hauseigene Versandbereich stetig weiterentwickelt und immer wieder gewandelt. Verschiedenste Faktoren, wie die Produktionszahlen, die Lieferfähigkeit, die Fehlerreduzierung, die Personalverfügbarkeit oder aber auch die Zeitfenster zwischen Produktion und Versand, haben den Hersteller von individuellen Fotoprodukten zu der Automation bewegt, die hier heute vorzufinden ist. Zudem wirken sich die Investitionen nicht nur wirtschaftlich langfristig positiv aus, sondern bieten besonders für die Prozessabläufe an vielen Stellen enorme Erleichterungen und erhöhen so den täglichen Durchsatz immens.

Der erste Kontakt zwischen allcop und der SRD Maschinenbau GmbH aus Enger entstand im Jahr 2016 auf einer Logistikmesse, auf welcher SRD damals als Aussteller vertreten war. Dass sich daraus einmal eine langfristige Geschäftsbeziehung entwickeln würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. „Wir waren damals auf der Suche nach einer Lösung für unseren B2B-Bereich, in dem die Sortierung erleichtert und verbessert werden sollte, beziehungsweise musste, da die tägliche Anzahl an Produkten über die Jahre konstant angestiegen war.“, berichtet Oskar Schwärzler, Geschäftsführer der allcop Farbbild-Service GmbH & Co. KG. In dem Bereich der Sortiertechnik konnten die Maschinenbauer aus Enger auch damals schon auf langjährige Expertise zurückgreifen. Vor allem im damalig boomenden Tonträgergeschäft konnte das mittelständische Unternehmen eine Vielzahl an Sortieranlagen im Versandbereich für die ganz Großen der Branche realisieren, wie beispielsweise DHL, Saturn oder Media Markt. Daher stellten auch die Aufgaben, die es bei allcop zu lösen gab, keine ganz neuen Herausforderungen dar, auch wenn diese natürlich wieder ganz individuell waren und somit auch hier wieder neue ausgezeichnete Lösungen seitens SRD entwickelt werden mussten.

Sortiersystem erleichtert seit 2016 den Versand im B2B-Bereich

Das Sortiersystem, welches im Herz aus einem Rundum-Sorter mit insgesamt 116 Sortierzielen besteht, wird zum einen über zwei getaktete Einschleusungen mit zuvor automatisch etikettierten Fototaschen versorgt und zum anderen an zwei manuellen Aufgabeplätzen mit größeren Produkten zur Sortierung bestückt. Da in Summe auf ca. 2.000 verschiedene Endziele pro Tag im B2B-Bereich sortiert werden muss, teilt sich der gesamte Arbeitsgang in eine Grob- und eine Feinsortierung auf. Auf diese Weise kann auch mit einer deutliche geringeren Anzahl an Endstellen sichergestellt werden, dass die Sortierung dennoch fein genug heruntergebrochen wird. Die Logik, welche sich hinter den Sortierprozessen verbirgt, wurde in der hauseigenen Software über die Jahre stetig verfeinert und greift dabei Zahn in Zahn in die Steuerung des Sortiersystems. Da sich aber nun seit einigen Jahren das Kaufverhalten der eigentlichen Endkunden hinter den B2B-Kunden von allcop wandelt, steigt auch der Anteil am direkten B2C-Geschäft kontinuierlich. Somit war es nun an der Zeit auch diesen Bereich zu automatisieren, da die vorherigen Abläufe dem gestiegenen Aufkommen einfach nicht mehr gerecht werden konnten und sowohl wirtschaftlich als auch organisatorisch enorme Ausmaße angenommen hatten.

Neue Etikettier- und Sortieranlage für den B2C-Bereich läuft seit 2021

„Es ist beeindruckend zu sehen, wie schnell und leicht die Abwicklung der in Spitze gut 13.000 Direktsendungen mit der neuen Anlage funktioniert. Das übertrifft tatsächlich meine persönlichen Erwartungen.“

In der Vergangenheit gab es sogenannte „Höhenmessungsarbeitsplätze“, an welchen die verschiedenen Briefe und Pakete manuell verwogen, vermessen, frankiert und sortiert wurden. Für diesen Prozess wurden pro Packstück im Durchschnitt ca. 10 Sekunden benötigt. Diese Aufgabe übernimmt jetzt vollständig die automatisierte Versandanlage und benötigt hierfür pro Packstück nur noch ca. 3 Sekunden. Ganz unabhängig von der Zeit ist aber auch die Abschaffung dieser manuellen Tätigkeit ein riesiger Mehrwert für das Unternehmen und seine Mitarbeiter.

Die 3D-Vermessung der Packstücke und Gewichtsermittlung, von wenigen Gramm bis hin zu mehreren Kilogramm, auf der Anlage ist auch eine wichtige Aufgabe im Hinblick auf die Kosten. Aus diesem Grund muss die Maschine hier auch sehr genau und zuverlässig arbeiten. Die ermittelten Werte haben direkten Einfluss auf die Versandkosten, denn mit diesen Werten wird bestimmt, ob ein Produkt noch als „Brief“ oder ggf. schon als Paket versendet werden kann. Dies hat dann für den Fotofinisher Auswirkungen auf die verschiedenen Preise bei Ihren Versanddienstleistern. Zwischen der Ermittlung der Werte und dem Aufbringen des Etiketts vergeht einige Zeit auf der Förderstrecke, welche von dem Subsystem genutzt wird, um mit den ermittelten Daten und den bereits vorhandenen Daten im System eine Anfrage bei den Versendern, wie beispielsweise DHL durchzuführen und anschließend hiermit die Daten für das Versandlabel aufzubereiten. Dieser Prozess hat im Anschluss auch Auswirkungen auf das Sortierziel der Anlage, welche sich in Versanddienstleistern und Produktgruppen unterscheiden. Das Subsystem kommt hier von der S2 Sander & Schlüter GmbH, welche eine langjährige Zusammenarbeit mit SRD pflegen und somit partnerschaftlich agieren. Eindeutig erkannt werden die Produkte auf der automatisierten Versandanlage über sogenannte Referenzetiketten, welche eine eindeutige ID zu den jeweiligen Kundendatensätzen liefern und an den manuellen Packplätzen auf die Versandverpackung aufgebracht werden. Dieses Referenzetikett wird dann anschließend mit dem Versandetikett überklebt, welches eine spannende Herausforderung für die Umsetzung der Etikettiereinheit war.

Tandem-Etikettierportal mit rasanten Geschwindigkeiten

Um die Aufgaben, welche an die Etikettierung der Produkte gestellt wurden, adäquat lösen zu können, haben die Mitarbeiter der SRD Maschinenbau GmbH ein Etikettierportal entwickelt, welches im Durchlauf, sozusagen „on-the-fly“, die Versandlabel an beliebige Stellen auf den Briefen und Paketen aufbringen kann. Um Taktleistungen zu steigern und auch bei möglichen Ausfällen einer Etikettiereinheit weiter handlungsfähig zu bleiben, wurde die Etikettieranlage als Tandem-Anlage ausgeführt. Die Anlage etikettiert so bis zu 30 Produkte in der Minute und gleicht dabei die verschiedensten Produktabmessungen in Länge, Breite und Höhe aus, sodass alle Etiketten optimal in Position und Lage aufgebracht werden. Um die erforderliche Dynamik in den Achsen zu erreichen wurden Linearmotoren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 4,9 m/sec verbaut und Leichtbaurohre aus CFK für den Applikator eingesetzt. Um den teils bauchigen Wölbungen bei den gut gefüllten Briefen und Fototaschen entgegenzuwirken, hat sich im Verlauf des Projektes der Einsatz eines Andruckschwamms am Applikatorkopf ausgezeichnet. Hierdurch werden die Etiketten auch bei bis zu 20mm unebenen Flächen sauber und zuverlässig appliziert.

 

Die geringen Platzverhältnisse wurden optimal ausgenutzt

„Vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, was die räumlichen Kapazitäten angeht, macht es nicht unbedingt einfacher für uns.“, berichtet der Geschäftsführer der SRD Maschinenbau GmbH, Thomas Klinger. Und die Räumlichkeiten in dem Gebäude von allcop sind wirklich nicht gerade weitläufig. Dies liegt unter anderem daran, dass sich der Firmensitz inmitten des Ortskerns von Lindenberg befindet und sich hier über die Jahre stetig vergrößert hat. Zunächst galt es also die Packplätze, Förderstrecken, Etikettiereinheit und Sortierziele auf der vorhandenen Fläche optimal anzuordnen. Hier wurden über die Zeit 14 Versionen stetig weiterentwickelt, bis letztendlich das Konzept und die Anordnung stand, so wie die Anlage nun hier aufgebaut ist. Ein Kistentransport für die Postboxen, oberhalb und unterhalb der Sortiertechnik sorgt, laut Corinna Baur, für „eine enorme Erleichterung“ bei den Mitarbeitern von allcop. Diese können nun an den sechs Sortierzielen für Briefsendungen die Briefe direkt in die Postboxen füllen, welche leer auf dem oberen Transportweg bereitgestellt werden und voll auf der unteren Ebene zu einer zentralen Auf- und Abgabestation abtransportiert werden. An dieser Station können dann auch die befüllten Postboxen in einer angenehmen Arbeitshöhe wieder auf die entsprechenden Postwagen verteilt werden.

Insgesamt konnten 6 Sortierziele für Briefe, 7 Sortierziele für Pakete und ein Sonderziel für fehlerhafte Produkte, auf engstem Raum, geschaffen werden. Die Packstücke werden über pneumatische und elektrische Pusher in die entsprechenden Sortierziele ausgeschleust, wobei diese selbst als Schwerkraft-Röllchenbahnen ausgeführt sind. Eine Besonderheit bei den elektrischen Pushern für die größeren Pakete ist die produktspezifische Regulierung von Kraft und Geschwindigkeit der Linearantriebe, die sich nach den Gewichtsbereichen der jeweiligen Sendungen richtet und über die Steuerung geregelt wird.

 

Branchenübergreifendes Konzept für verschiedenste Versandbereiche

Da sich das Kaufverhalten der Kunden und damit auch der Markt im B2C-Bereich kontinuierlich weiterentwickelt, hat SRD das Konzept der Versandanlagen dahingehend weiterentwickelt, dass sich die Maschinen nun für eine Vielzahl anderer Produkte und Anwendungen bei mittelgroßen Versandaufkommen einsetzen lassen und kompatibel sind. Anders als bei den Sortieranlagen im damaligen Tonträgergeschäft, welche ganz speziell für die Produktabmessungen konzipiert waren, können nun verschiedenste Produktgrößen auf den Versandanlagen verarbeitet werden. Das bedeutet, dass sich die einzelnen Komponenten individuell nach den Gegebenheiten und Anforderungen anordnen lassen und dabei auf die bereits vorhandenen Lösungen zurückgegriffen werden kann. Die Maschinenbauer aus Enger verstehen sich daher als Partner und Automatisierer für mittelständische Unternehmen, die sich für die Zukunft im Versandhandel aufstellen wollen und bereit sind, ihren Versand zu automatisieren und wie in dieser Anwendung, die allcop Farbbild-Service GmbH & Co. KG, den Versandbereich im eigenen Haus zu behalten und somit unabhängiger zu bleiben.

Technische Daten der Maschine

Sortiersystem B2B (2016)
Länge: ca. 35 m
Breite: ca. 15 m
Anzahl der Einschleusungen: 4 Stück
Anzahl der Sortierziele: 116 Stück
Leistung: ca. 1800 Produkte/Std.
Anzahl Etikettierer: 2x Thermotransfer
Applikator: Bungee (1-Achs-Portal)

Versandanlage B2C (2021)
Länge: ca. 21 m
Breite: ca. 11 m
Anzahl der Packplätze: 8 Stück
Anzahl der Sortierplätze: 13+1 Stück
Leistung: ca. 1200 Produkte/Std.
Anzahl Drucksysteme: 2x Thermotransfer
Applikator: Saugstempel (3-Achs-Portal)

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